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Zwei Jahrhunderte lang haben die Menschen aus wilden, vitalen Flüssen und Bächen gerade Abflussrinnen gemacht. Ziel war es, das Wasser möglichst schnell abzuführen, zu „entsorgen“.

Die Folgen:

  • Zerstörung der zuvor artenreichen Lebensgemeinschaften aus Tieren und Pflanzen. Diese tragen aber wesentlich zu einer Selbstreinigung der Gewässer bei. Folge sind an Leben verarmte und von der Qualität beeinträchtigte Gewässer.
  • Mit der Begradigung geht oftmals eine starke Eintiefung der Gewässer einher, da das Wasser sehr schnell abfließt und sich dabei in den Untergrund regelrecht eingräbt. Der vor der Begradigung vorhandene Überflutungsraum geht verloren. Starkregenereignisse führen dadurch immer wieder zu Überschwemmungen in den Städten.
  • Optische Verarmung der Landschaft. Verlust der Naherholung.

Erst seit den 1980er Jahren kamen die Erkenntnis und die Einstellungsänderung, dass die Begradigung der Fließgewässer ein großer Fehler war. Seither wird daran gearbeitet, diese Fehler der Vergangenheit wieder rückgängig zu machen.


Die Stadt Donaueschingen hat im September 2019 den Wolfsbach (auch Weiherbach genannt) auf einer Länge von ca. 440 Metern naturnah umgestaltet.

Das Gebiet liegt nordöstlich von Wolterdingen im Weiherbachtal im Gewann „Obere Wesen“.

Der Wolfsbach hat in diesem Bereich einen begradigten, unnatürlich eingetieften, monotonen Verlauf. Der Bach liegt inmitten von weitgehend gehölzfreiem Grünland. Das Gebiet steht mit seinen artenreichen Wiesen unter Naturschutz.

Renaturierung des Wolfsbaches nach 4 Wochen abgeschlossen

Der im 19. Jahrhundert begradigte Wolfsbach hat nun wieder in weiten Teilen einen naturnahen, gekrümmten Verlauf. Steilen Prallhängen stehen flache Gleithänge gegenüber. Die steilen Uferbereiche können künftig Eisvögeln und Wildbienen einen neuen Lebensraum bieten.

An zahlreichen Stellen wurden von der ausführenden Firma Behringer im Bach Strukturen wie Baumstubben oder Pfahlreihen eingebaut. Mit den abwechslungsreichen Strukturen und Mäandern bilden sich im Bach unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten aus. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass sich hier viele verschiedene Kleinst-Tierarten wie Bachflohkrebse, Köcherfliegen und Steinfliegen sowie zahlreiche Fischarten ansiedeln können.

Bereits jetzt sind Fische und Biber dabei, sich den neuen Lebensraum wieder zurückzuerobern.

Die an den Wolfsbach angrenzenden artenreichen und unter Naturschutz stehenden Wiesen bleiben erhalten. Die durch die Bauarbeiten derzeit noch kahlen Ufer und auch die Verfüll Strecken des alten Wolfsbaches werden mit Wiesendruschgut der angrenzenden Wiesen angesät. Aber auch so erholt sich die Natur wieder sehr schnell und die Ufer werden bald wieder gut eingewachsen sein.

Mit seinem neuen Erscheinungsbild wird der Wolfsbach als Ganzes nun auch für den Menschen erlebbar.


Es gibt außerdem noch eine Videoreihe zu der Renaturierung des Wolfsbachs von dem Youtuber Murat:

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