Die Anglervereinigung  Pfohren hat an der Donau mit einer Wildtierkamera ein Video einer Ottermutter mit ihrem Jungen eingefangen.

“Goldschakal” von Jeffrey Beall, Quelle, (cc by-sa 2.0)

Wildtiere in der Nachbarschaft – Umgang mit “Problemtieren”

Wildtiere erobern immer mehr unsere Siedlungsräume und ziehen somit in unsere Nachbarschaft. Viele Menschen fürchten sich davor und fragen sich, wie sie mit diesen “Problemtieren” umgehen sollen. Wir wollen uns hier mit diesem Thema beschäftigen.

Es werden die Fragen behandelt, warum sich Wildtiere überhaupt in der Stadt ansiedeln, welche Tiere überhaupt Probleme verursachen können und was für Proleme das sein können und schließlich noch, wie man mit solchen “Problemtieren” in der Nachbarschaft umgehen kann.

Warum siedeln sich Wildtiere in der Nachbarschaft an?

Es gibt verschiedene Faktoren, die Wildtiere dazu bringen in menschlichen Siedlungsgebieten vorzudringen:

  • menschliche Siedlungen weisen viele unterschiedliche Strukturen auf
  • Tiere nutzen Gebäude als Ruheplätze, für die Jungtieraufzucht und zur Überwinterung
  • beste Deckung möglich
  • ganzjähriges vielfältiges Nachrungsangebot
  • milderes Klima als in natürlichen Lebensräumen
  • weniger Feinde als im natürlichen Lebensraum

Welche Problemtiere gibt es? Welche möglichen Konflikte verursachen diese? Und wie kann man mit all dem in der Nachbarschaft umgehen?

Obwohl das Zusammenleben von Mensch und Wildtier im Siedlungsraum meist friedlich und ohne Probleme stattfindet, finden Sie hier eine Übersicht über die allgemein möglichen Konflikte beim Aufeinandertreffen vom Mensch und Wildtier in der Nachbarschaft:



emotionale Konflikte wirtschaftliche Schäden gesundheitliche Gefahren
  • Streit über den Umgang mit Wildtieren in der Nachbarschaft
  • Ärger über wirtschaftliche Schäden durch Wildtiere
  • Ängste oder Besorgnis vor Wildtieren in der Nachbarschaft
  • Ängste oder Trauer um Haustiere
  • Fraß und Verkotung
  • Gebäudeschäden
  • Schäden an Grünflächen
  • Fraß und Verkotung
  • Schäden an der Infrastruktur
  • Wühl- oder Sachschäden
  • Verkehrsunfälle
  • Schäden an Haustieren
  • Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit Wildtieren
  • Übertragung von Krankheiten auf Mensch und Haustier
  • Angriffe auf Mensch und Haustiere

In dem meisten Fällen treten diese Konflikte aber nicht auf, da der Mensch gar nicht bemerkt, dass er sich sein zu Hause mit Wildtieren teilt. Friedliche Koexistenz ist also schon allein aufgrund der geringen Berührungspunkte mit den Wildtieren in der Nachbarschaft möglich.

Als “Problemtiere” in der Nachbarschaft werden oft Wildschweine und Steinmarder genannt, da diese oft vor allem wirtschaftliche Schäden verursachen. Bei Füchsen sind es oft eher gesundheitliche Beschwerden, die die Bevölkerung hat und Rehe sind vor allem auf Grünflächen nicht gerne gesehen.

Bevor wir uns diese Tiere und den Umgang mit ihnen in Siedlungsgebieten genauer anschauen, hier nochmal eine spezifischere Übersicht über die möglichen Konflikte mit den Problemtieren:

  psychologische Konflikte gesundheitliche Konflikte wirtschaftliche Konflikte
Wildschwein Ängste vor Angriffen, Ärger über wirtschaftliche Schäden Verkehrsunfälle Schäden an Gebäuden, Grünflächen und Gärten
Fuchs Ängste vor Krankheitsübertragungen und Angriffen, Schäden an kleineren Haustieren Fuchsbandwurm, Räude, Straupe Verschleppen von Gegenständen, Schäden an kleineren Haustieren
Steinmarder Ärger über wirtschaftliche Schäden, Schäden an kleinen Haustieren Lärm Schäden im Dachstuhl, zerstörte Autokabel, Schäden an kleinen Haustieren
Reh Ärger über wirtschaftliche Schäden Verkehrsunfälle Schäden an Gärten und Grünflächen (durch Verbiss an Rosenknospen usw.)

Nun folgt eine genauere Betrachtung der einzelnen Tiere:

Das Wildschwein

(sus scrofa)

Größe120cm – 180cm Kopf-Rumpf-Länge, 60cm – 115cm Schulterhöhe
Gewicht40kg – 130kg
Anzahl Junge1 bis 8, durchschnittlich 5
Lebensweiseüberwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, Bachen (weibliche Wildschweine) leben in Rotten von meist 3 bis 10 Tieren, junge Keiler (männliche Wildschweine) bilden eigene Gruppen, erwachsene Keiler leben allein und stoßen zur Paarungszeit zu den Rotten
NahrungAllesfresser, jedoch überwiegend pflanzliche Nahrung

Tipps zur Konfliktvermeidung mit Wildschweinen

  • Wildschweine nicht füttern!
  • Komposthaufen und Mülltonnen unzugänglich machen
  • keine Gartenabfälle draußen lagern
  • keine Lebensmittel und Abfälle auf Grünanlagen, Spielplätzen etc. liegenlassen
  • Im Wald und in Parks auf den Wegen bleiben! (So kann der Mensch von den Tieren eingeschätzt werden und dringt nicht in deren Lebensraum ein.)
  • Hunde nicht frei laufen lassen

Bei Begegnungen mit Wildschweinen

  • Ruhe bewahren, keine hektischen Bewegungen
  • langsam zurückziehen
  • laut sprechen, um die Tiere zu verscheuchen

Der Rotfuchs

(vulpes vulpes)

Größe50cm – 90cm Kopf-Rumpf-Länge, 30cm – 60cm Schwanzlänge
Gewicht5kg – 10kg
Anzahl Jungedurchschnittlich 4 bis 5
Lebensweisemeist dämmerungs- und nachtaktiv, zur Jungenaufzucht vermehrt tagaktiv, kommunizieren stark über Düfte, die sie aus verschiedenen Drüsen abgeben
NahrungAllesfresser, jedoch überwiegend tierische Nahrung, Hauptnahrungsmittel sind Mäuse

Tipps zur Konfliktvermeidung mit Füchsen

  • Füchse nicht füttern, sonst verlieren sie ihre Scheu vor Menschen!
  • Es ist wichtig, dass Füchse keine Nahrung und Unterkunft im Garten finden, wenn man verhindern will, dass sie sich nachts dort aufhalten, d. h.:
    • Aufstellen von Mülltonnen, Kompost abdecken
    • eventuelle Löcher unter Gartenhäusern verschließen
    • zum Schutz von Haustieren Zäune aufstellen, die in die Erde reichen
  • Krankheiten können durch Inpfungen oder Entwurmungen beim Tier selbst vorgebeugt werden, man kann jedoch auch selbst Hygienemaßnahmen ergreifen:
    • Auskochen von gesammelten Früchten
    • gründliches Waschen von Gemüse
    • häufiges Händewaschen
  • Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei. Krankheiten, die vom Fuchs ausgehen, sind eher Fuchsbandwurm, Räude und Straupe.
    • Informieren Sie sich über diese Krankheiten, wenn Sie einen Fuchs in Ihrer Nachbarschaft vermuten.

Der Steinmarder

(martes foina)

GrößeMännchen durchschnittlich 46cm, Weibchen durchschnittlich 43cm Kopf-Rumpf-Länge
GewichtMännchen durchschnittlich 1,6kg, Weibchen durchschnittlich 1,3kg
Anzahl Junge1 bis 5, durchschnittlich 3
Lebensweisedämmerungs- und nachtaktiv, Einzelgänger, leben häufig in Menschennähe
NahrungAllesfresser, im Sommer und Herbst meist pflanzliche Nahrung, im Winter oft Fallwild oder Aas, ganzjährig Mäuse und Ratten

Tipps zur Konfliktvermeidung mit Steinmardern

  • Steinmarder auf dem Dachboden:
    • Häufig versuchte Verdrängungsmaßnahmen wie Dachboden aufsuchen und Geräusche machen, die dem Marder seinen Aufenthalt unangenehm machen sollen, sind nicht dauerhaft wirksam, da der Marder sehr lernfähig ist.
    • Langfristig muss also dafür gesorgt werden, dass alle Zugänge zum Dachoden gut verschlossen werden, damit der Marder gar nicht erst hereinkommt.
  • Umgang mit “Automardern”:
    • Verdrängungsmaßnahmen wie Geruchsprays etc. in Autos sieht der Marder nach kurzer Zeit als ungefährlich an und ignoriert sie.
    • Dauerhaft wirken also nur Maßnahmen wie die Ummantelung von Kabeln oder Schläuchen oder Sicherungssysteme, die die Marder am Einstieg ins Auto hindern.

Das Reh

(capreolus capreolus)

Größe100cm – 130cm Kopf-Rumpf-Länge, 60cm – 75cm Schulterhöhe
Gewicht20kg – 30kg
Anzahl Junge1 bis 2, selten 3
Lebensweisehöchste Aktivität in der Morgen- und Abenddämmerung, leben einzeln oder in Kleingruppen, die aus den Familienverband hervorgehen, im deckungslosen Gelände kann es auch zu größeren Zusammenschlüssen kommen (Feldrehe)
NahrungPflanzenfresser, Rehe sind Wiederkäuer, d. h. leicht verdauliche Gräser und Kräuter werden bevorzugt

Tipps zur Konfliktvermeidung mit Rehen

  • Schäden durch Rehe im Garten halten sich normalerweise in Grenzen. Wer jedoch keine Rehe im Garten haben will, muss für einen ausreichend hohen Zaun sorgen, da Rehe sehr hoch und sehr gut springen können.
  • Hunde in der Nähe von Rehen und Rehkitzen anleinen.
  • Gefundene Rehkitze sollen nicht angefasst oder aufgenommen werden! Es ist normal, dass die Mutter ihre Jungen während der Nahrungssuche zurücklässt und dann zurückkehrt. Hat das Junge Menschengeruch an sich, nimmt die Mutter es vielleicht nicht mehr an.

Weitere Informationen zum Thema Wildtiere in der Stadt erhalten sie hier:

Beobachtungen zu Wildtieren in Ihrer Nachbarschaft können Sie auf der Meldeplatform www.wildenachbarn.de melden.

Artikel zuletzt aktualisiert am 22.10.2021 (F.M.)

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