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Höhlenbrüter leiden unter Wohnungsnot

Siebenschläfer – in einen Vogelnistkasten ziehen gelegentlich auch unerwartete Bewohner ein (Quelle: K.H. Nübel)

Dass man mit Nistkästen Vögel ansiedeln kann, weiß jedes Kind. Lange Zeit wurde Naturschutz gleichgesetzt mit dem Aufhängen von Nistkästen. Meisen als Insektenvertilger waren besonders beliebt, der Meisennistkasten mit dem runden Loch steht schlechthin für Vogelnisthilfen. Dabei gibt es inzwischen für weitaus seltenere Vogelarten ganz spezielle Hilfen, die mit dem Standardtyp nur noch wenig zu tun haben.

Warum brauchen Vögel überhaupt Nisthilfen? Früher gab es sie ja auch nicht! Baumhöhlen, Nischen und Vorsprünge an Felsen sowie Astgabeln an Bäumen sind die ursprünglichen Orte, an denen Vögel ihre Nester anlegen. Doch alte Bäume mit Höhlen gibt es in der modernen Forstwirtschaft nur noch wenige. Und wenn das Obst nicht mehr von hochstämmigen Streuobstwiesen stammt, sondern von niederwüchsigen Apfelsträuchern, so fallen auch Obstplantagen als Lebensraum weg. Hohle Bäume an Straßen und innerhalb der Bebauung fallen der Verkehrssicherungspflicht zum Opfer. Und schließlich bieten moderne Häuser kaum noch Nistmöglichkeit, im Unterschied zu alten Scheunen und offenen Dachböden.

Nisthilfen können diese Lücken füllen. Ihre Anbringung sollte grundsätzlich so erfolgen, dass Witterungseinflüsse und Störungen gering sind. Ideal ist eine Orientierung der Öffnung nach Süden oder Osten. Die Höhe und Lage sollte so gewählt werden, dass die Kästen sicher vor Marder und Katzen sind, andererseits aber auch leicht zu reinigen sind.

Wichtig ist die Auswahl des Nistkastenmaterials. Grundsätzlich gilt: Holzbeton ist haltbarer als Holz. Baut man Nistkästen selbst, so darf ausschließlich unbehandeltes Holz verwendet werden. Damit Holzkästen länger halten, können Verkleidungen aus Dachpappe an den der Witterung besonders ausgesetzten Seiten angebracht werden.

Wer Wert auf einen hohen Bruterfolg legt, sollte etwas mehr für den Standard der Vogel-Appartements tun. Dazu gehört ein Marderschutz in Form einer Manschette um den Baumstamm. Nützlich ist auch die Schaffung eines trockenen Platzes zum Ansitzen, an dem sich die Elternvögel bei Regenwetter etwas trocknen können.

Ist ein Nistkasten günstig angebracht, so können aus sicherer Entfernung regelmäßig Beobachtungen vorgenommen werden, ohne dass die Vögel gestört werden. Eine Öffnung der Kästen, um den Nachwuchs zu begutachten, sollte freilich auf jeden Fall unterbleiben.

Es steigert die Attraktivität von Nisthilfen, wenn man die Hinterlassenschaften der Vormieter entfernt. Oft sind sie Brutstätten von Vogelparasiten wie Federlingen und Zecken. Eine Reinigung sollte jedoch nur im Frühherbst oder frühen Frühling geschehen. Im Winter nämlich kann es leicht sein, dass sich ein Zwischenmieter eingefunden hat: Nicht selten nutzen Siebenschläfer Vogelnistkästen für den Winterschlaf.

Gelegentlich stellen sich anstatt der erwarteten Meisen ganz andere Wohnungssuchende ein: ein Hummelvolk, eine Spatzenfamilie oder gar ein Hornissenstaat. Man sollte hier Toleranz üben und das überkommenen Schema von Meisen als Nützlingen und Spatzen als Schädlingen nicht übernehmen. Jede Art hat ihren Platz in der Natur, und auch ein Spatz bietet ein lustiges Spektakel, wenn er im Gartenteich ein Bad nimmt. Dann sieht man ihm auch die Handvoll „gestohlener“ Johannisbeeren nach. Außerdem füttern Spatzen ihren Nachwuchs im Nest ausschließlich mir Insekten und kleinen Würmern. Pflanzliche Kost können nur erwachsene Spatzen verdauen.

Ganz wichtig ist natürlich, dass man in Kleingärten auf Insektizide, Herbizide und andere Pflanzenschutzmittel verzichtet. Denn sonst bleiben die Nester plötzlich stumm und kein Girren nach Futter zeigt an, daß Jungvögel in der engen Bruthöhle heranwachsen.

Gerhard Bronner

Verschiedene Nistkastentypen

Der klassische Nistkasten ist ein Behälter, der im oberen Teil ein kleines rundes Einflugloch besitzt. Er wird nicht nur von den Meisen angenommen, für die er in erster Linie gedacht ist. Durch Variationen des Lochdurchmessers bietet er einer ganzen Reihe von Vogelarten Nistmöglichkeit. Ein Lochdurchmesser von 27 mm ist ideal für Tannen- und Blaumeisen, bei 34 mm können Kohlmeisen, Kleiber, Trauerschnäpper oder Feldsperling einziehen, und bei einem Loch mit 46 mm Durchmesser und viel Glück kann es gelingen, unseren kleinsten Specht, den Wendehals, anzusiedeln. Ein ovales Loch ist besonders attraktiv für den Gartenrotschwanz. Die Form des Meisenkastens kann rund, rechteckig oder dreieckig sein. Bachstelzen, Grauschnäpper, Rotschwänze und Rotkehlchen wollen eine größere Öffnung, für sie lässt man die halbe Vorderfront eines rechteckigen Kastens offen und verschließt lediglich die untere Hälfte mit einem Brett. Wie Schwalbennester aussehen, weiß jedes Kind. Rauchschwalben bauen ihre Nester in Ställen, Mehlschwalben an Außenwänden unter dem Dachkragen. Im Zeitalter betonierter und geteerter Plätze und Straßen haben Schwalben zunehmend Probleme, Baumaterial zu finden. Eine Pfütze auf offener Erde kann da schon eine gute Hilfe sein. Schwalbennester selbst zu bauen ist wegen der runden Form etwas schwierig. Am einfachsten kauft man deshalb fertige Nester aus Holzbeton.

Etwas aufwändiger und auch nicht in jedem Privatgarten sinnvoll sind Nisthilfen für Nachtgreifvögel. Für Steinkäuze, deren Lebensraum Streuobstwiesen sind, kann man tonnenförmige Niströhren aufhängen. Schleiereulen nisten bekanntlich in Gebäuden. Deshalb sollten Speicher in alten Holzscheunen und -schuppen nicht dicht verschlossen werden. Vielmehr kann man dort spezielle Schleiereulenkästen anbringen.

Seit einigen Jahren werden auch verstärkt Nistkästen für Fledermäuse aufgehängt. Diese nachtaktiven Säugetiere hatten früher einen schlechten Ruf, sind aber harmlose und liebenswerte Tiere, die außerdem große Mengen an Insekten vertilgen. Im Gegensatz zu Vögeln sollten Fledermauskästen den Einflugschlitz im unteren Teil des Kastens haben.

Für manche Fledermausarten genügt es schon, Holzbretter im Abstand von 2-3 cm von der Hauswand anzubringen und die Seiten winddicht zu machen. Fledermäuse benutzen Nistkästen nicht im Frühling und Sommer, sondern im Winterhalbjahr für ihren Winterschlaf. Wem der Selbstbau von Nistkästen zu mühsam ist, der kann fertige Kästen auch bei einer Spezialfirma kaufen (z. B. Schwegler Vogelschutzgeräte).

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